Bosch – die nahezu perfekte Serie

Titus Welliver als Detective Harry Bosch

Man soll immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist, heißt es. Doch gerade im Fall von Serien passiert es leider häufig, dass die Produzenten sich nicht an diese Weisheit halten, weil sich einfach so viel Geld mit noch einer Staffel machen lässt.

Gut, dass die Produzenten von Bosch wussten, wann es Zeit ist aufzuhören. Nach der 7. Staffel ist nun Schluss. Aber das ist in Ordnung. Denn was die Produzenten, basierend auf den Romanen von Michael Connelly mit Bosch abgeliefert haben, war meines Erachtens eine nahezu perfekte Serie.

Wer ist Bosch?

Harry Bosch ist eine Romanfigur von Michael Connelly. Es handelt sich dabei um einen Kriminalermittler des Morddezernats in Hollywood, Los Angeles. Bosch wird von Titus Welliver gespielt, und das wirklich gut. Ich kannte Welliver als Schauspieler bisher nicht, aber er passt perfekt auf die Rolle. So wie Harrison Ford für mich immer Indiana Jones bleiben wird, so wird Welliver für mich immer Harry Bosch sein.

Was macht die Serie nun so grandios?

Mein erster Punkt wäre, dass die Serie sehr realistisch rüberkommt. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien, wo in jeder Folge gefühlt tausend Autos explodieren und haufenweise Menschen erschossen werden ist Bosch ziemlich bodenständig ohne langweilig zu sein. Wenn Bosch im Dienst einen Menschen erschießt, dann reitet er nicht fröhlich in den Sonnenuntergang, sondern muss sich mit den internen Ermittlern abgeben und brav die Psychologin besuchen.

Dann ist Bosch einer der Serien die nahezu perfekt besetzt sind. Nicht nur die Rolle von Bosch passt, sondern auch die von Lance Reddick als Polizeichef Irving Irving (kein Schreibfehler!).

Und dann die Story. Es gibt insgesamt sieben Staffeln und jede baut auf die vorherigen auf (logisch). In jeder Staffel gibt es meistens zwei Fälle, zwischen denen die Story hin und herwechselt. Jede Staffel baut (lose) auf zwei Romanen von Michael Connelly auf. Wer also die Bücher gelesen hat, wird einiges im Ansatz kennen.

Auch die Figurenentwicklung ist gut gemacht. Bosch ist zwar im Grunde von Staffel ein bis sieben der eigenbrötlerische aber kompetente Ermittler, aber die Leute um ihn herum haben durchlaufen über die Staffeln hinweg eine spannende Geschichte. Besonders cool war die Geschichte von Strafverteidigerin Honey Chandler, aber ich will nichts spoilern.

Was gibt es sonst noch zu sagen?

Als Christ habe ich Bosch noch einmal mit einer anderen Perspektive geschaut.

Gut fand ich, dass die Serie so ziemlich ohne Sexszenen auskam und sich auch die grafische Darstellung von Gewalt in Grenzen hielt. Darüber hinaus gefiel mir Bosch auch als Figur so gut, weil er ein Mann von starken Überzeugungen ist. Sein Motto „Entweder zählen alle [Opfer] oder es zählt keiner“ bringt schön zum Ausdruck, dass jeder Mensch eine Würde hat und alle Opfer von Gewaltverbrechen Gerechtigkeit verdienen, völlig egal, ob es sich dabei um eine Prostituierte, einen sozialen Absteiger oder einen Staranwalt handelt. Doch bei allem Einsatz für die Opfer überschreitet Bosch nicht die Grenze der Selbstjustiz, obwohl es ihn manchmal in den Fingern juckt und man als Zuschauer fast ausruft: „Erschieß den Dreckskerl einfach!“

Wer Bosch noch nicht kennt, aber auf hochwertige Serien steht, sollte sie sich nicht entgehen lassen. Das Gute ist, dass jetzt alle sieben Staffeln auf Amazon zum Streamen bereitstehen.

Es gibt Gerüchte über ein Spin-Off, aber ob das dann auch bei uns verfügbar sein wird ist wohl nicht sicher.

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