Ich habe mir ein Jahr keine Bücher gekauft

Ich habe es geschafft.

Anfang 2020 hatte ich mir vorgenommen, mir für ein Jahr kein einziges Buch zu kaufen. Ich liebe Bücher und kaufe gerne Bücher, doch ich wollte mal schauen, ob ich klarkommen würde, mir für ein ganzes Jahr kein einziges Buch zu kaufen.

Es war leichter als gedacht, obwohl es Momente gab, an denen ich mein Vorhaben gerne unterbrochen hätte.

Um die Herausforderung konkret und realistisch zu machen, stellte ich mir zunächst einige Regeln auf:

Regeln

  • Ich kaufe mir für ein ganzes Jahr keine Bücher. Darunter verstehe ich alle Formen von Büchern, die zum Lesen oder Nachschlagen gedacht sind. D.h. ein Kalender im Sinne eines Monatsplaners, der in Buchform daherkommt, zählt nicht dazu. Ausgenommen von der Regel waren auch Zeitschriften. Doch alle anderen Bücher, seien sie im Hardcover, Paperback oder digital schieden aus.
  • Ich darf mir Bücher schenken lassen oder kostenlose Rezensionsexemplare erhalten, aber ich gebe selbst keinen Cent für Bücher aus.
  • Bücher ausleihen ist erlaubt.

Das waren also die Regeln und um es vorweg zu sagen, die einzigen beiden schriftlichen Erzeugnisse, für die ich letztes Jahr Geld ausgegeben habe, waren der Der-Block-dir-Zeit-Planer von Cal Newport und eine gebrauchte Ausgabe von Geo Epoche. Außerdem lief mein Abo vom Selfpublisher ganz regulär weiter.

Aber ich habe mir für ein Jahr kein einziges Buch gekauft.

Rückblickend muss ich sagen, dass ich nicht weniger gelesen habe, als die Jahre davor. Wie wahrscheinlich jeder Buchfreund hatte ich noch einen ganzen Stapel Bücher in meinem Regal, die ich mir über die Jahre angeschafft, aber nie gelesen habe. Anfangs hatte ich mir überlegt, diese Liste abzuarbeiten, aber für viele dieser Bücher konnte ich mich nicht begeistern, sodass ich diese Idee schnell wieder verwarf.

Altbekannte Autoren

Stattdessen konzentrierte ich mich auf einzelne Autoren und ihre Werke. Von C.S. Lewis hatte ich beispielsweise noch einige Werke im Regal stehen, die ich teils gar nicht, oder nicht zu Ende gelesen hatte. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich seinen Klassiker Pardon, ich bin Christ, Dienstanweisung an einen Unterteufel und die Chroniken von Narnia letztes Jahr zum ersten Mal komplett gelesen. Als ich letztere las, bekam ich richtig Lust ebenfalls Kinderbücher zu schreiben, die in meiner Dirázanti-Welt angesiedelt sind. Mal sehen, ob sich das eines Tages realisieren lässt.

Ein Blick über den Tellerrand

Da mich das Thema Persönlichkeitsentwicklung und Produktivität sehr interessiert, wollte ich zu diesem Thema einige Bücher lesen. Meine Mutter, die in diesem Bereich beruflich tätig ist, empfahl mir die Bücher vom Theologen Thomas Härry. Härry habe ich sogar vor einigen Jahren persönlich erlebt, hatte aber bisher keines seiner Bücher gelesen, obwohl sie in christlichen Kreisen recht beliebt sind. Also lieh ich mir das Buch Von der Kunst sich selbst zu führen aus. Es war nicht schlecht und hat mir einige Impulse mit auf den Weg gegeben. Vor allem hat es mal gut getan, über den Tellerrand zu schauen und einen Theologen zu lesen, der nicht unbedingt aus dem eigenen (reformierten) Lager kommt.

Cal Newport – Meine Buchentdeckung 2020

Doch wie ich bereits im meinem Rückblick über das Jahr 2020 geschrieben habe, war die Entdeckung von Cal Newport für mich der größte Gewinn. Mit ihm habe ich einen Autor gefunden, dessen Bücher ich gerne schon vor Jahren gelesen hätte.

Cal Newport ist Informatiker, Bestseller-Autor und Produktivität-Geek. Ich wage mal zu behaupten, dass jeder, der sich mit der Steigerung der eigenen Produktivität befasst, von ihm gehört hat. Zumindest kannte ich seinen Namen, da sein Buch Deep Work (dt. Konzentriert arbeiten) in diesen Kreisen häufig erwähnt wird. Aus einer Laune heraus stöberte ich in unserer Stadtbibliothek nach Büchern von ihm und wurde auch direkt fündig. Zwei seiner Werke, Die Traumjoblüge und Konzentriert arbeiten, waren erhältlich. Schnell waren sie ausgeliehen und durchgelesen. Beide Bücher waren eine echte Offenbarung für mich, die mir an einigen Stellen die Augen geöffnet und mir Klarheit über meine berufliche Zukunft und Arbeitsweise gegeben haben. Bei Newports Büchern fiel mir mein Vorhaben, mir für ein Jahr keine Bücher zu kaufen, besonders schwer, insbesondere da sein aktuelles Werk Digitaler Minimalismus in der Bücherei nicht erhältlich war.

Wie man wahrscheinlich merkt, bin ich von Newport und seiner Arbeit/Philosophie recht angetan, weshalb ich ihm in Zukunft den ein oder anderen Blogartikel widmen werde. Wer übrigens der englischen Sprache mächtig ist und sich für einen produktiven Lebensstil interessiert, sollte sich unbedingt seinen Podcast Deep Questions anhören.

Mein Fazit

Rückblickend kann ich nicht behaupten, dass mein Vorhaben sich nachteilig ausgewirkt hat. Ich habe nicht weniger gelesen als die Jahre zuvor. Mir ist wieder neu das Potenzial einer örtlichen Bibliothek bewusst geworden und ein bisschen Geld dürfte ich dabei auch noch gespart haben (wenn meine Aufzeichnungen stimmen, habe ich 2019 etwas über 130 Euro für Bücher ausgegeben).

Wer also etwas Geld sparen oder seinen ungelesenen Bücherstapel reduzieren will, dem kann ich diese Herausforderung durchaus empfehlen. Ich jedoch freue mich, endlich wieder Bücher kaufen zu dürfen.

Falls du wissen willst, welches Buch ich mir als erstes gekauft habe? Es ist This Is Marketing von Seth Godin.

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