Buchvorstellung – Das Leben und das Schreiben von Stephen King

Foto: Shane Leonard

„Ach guck mal, Mausebär, in der Zeitung ist ein Bild von Stephen King.“

„Von wem?“

„Stephen King, dieser Horranschreiber.“

„Was?“

„Äh, dieser Horror-Romanschreiber.“

„Muss ich den kennen, oder was?“

Der Kerl im Sketch des Comedy-Duo Badesalz nicht. Aber wenn du (angehender) Autor bist, dann solltest du wissen, wer Stephen King ist – nämlich einer der berühmtesten Romanautoren der Welt.

Zugegeben – ich bin kein Freund von Horror-Literatur und kann daher mit den meisten Romanen von Stephen King wenig anfangen. Bisher habe ich drei Romane von ihm gelesen. Das erste Buch war „The Green Mile“, an den zweiten Titel kann ich mich nicht mehr erinnern und das dritte hieß „Das Mädchen“. King schreibt gut, dass muss man ihm lassen. Ansonsten wäre er heute nicht dort angelangt, wo er wäre (und wo jeder Schriftsteller gerne einst hinkommen würde).

Doch selbst wer niemals „Es“ und „Carrie“ lesen möchte, sollte mindestens ein Buch von Stephen King gelesen haben – Das Leben und das Schreiben.

Dieses Buch ist halb Autobiografie, halb Schreibratgeber. Stephen King schildert darin seinen literarischen Weg und die Arbeitsweise, mit der er an Romane herangeht.

Der erste Teil war so interessant und lustig geschrieben, dass mir beim Lesen vor Lachen die Tränen kamen und ich aufpassen musste, dass mein Sohn von meinem Gelächter nicht aufwachte. Auch wenn es mich als Autor nicht weitergebracht hat, davon zu lesen, wie King besoffen war und einen Kater (nicht die männliche Katze…) hatte, so war dieser Einblick doch sehr interessant.

Als jemand, der gerne von den großen Meistern lernen möchte, ging ich mit einer Frage an das Buch heran: Wie macht es Stephen King?

King gibt zum Teil dieselben Ratschläge wie andere Schreibratgeber auch. Vor allem, das erste Gebot: Wer gut schreiben will, muss viel lesen.

Interessant fand ich jedoch seine unstrukturierte Herangehensweise an Geschichten. King scheint einfach draufloszuschreiben, ohne vorher groß Charakterstudien betrieben zu haben oder gar einen fertigen Plot zu besitzen. King ist damit Discovery-Writer, also jemand, bei dem sich die Geschichte während des Schreibprozesses entfaltet, anstatt dass vorher die Story detailliert ausgearbeitet wird.

Ich plane lieber im Vorfeld meine Geschichten, aber King schreibt so leidenschaftlich darüber, dass ich Lust bekam, mal seine Methode auszuprobieren.

Es gibt mit Sicherheit umfangreichere Schreibratgeber. Doch im Gegensatz zu den Autoren der meisten Schreibratgeber, die sich in meinem Regal tummeln, hat Stephen King vor allem eines getan – erfolgreich Romane geschrieben!

Anregende Zitate aus dem Buch

Wenn sie Schriftsteller werden wollen, müssen Sie vor allem zweierlei tun: viel lesen und viel schreiben. Um diese beiden Dinge kommen Sie nicht herum, nicht daß ich wüsste. Da gibt´s keine Abkürzung. S.159

Von jedem Buch, dass man in die Hand nimmt, kann man etwas lernen, und oft sind es die schlechten Bücher, die mehr lehren als die guten. S.160

Was könnte ermutigender sein für einen von Selbstzweifeln geplagten Autor, als festzustellen, daß seine Arbeit fraglos besser ist als das Werk eines anderen, der sogar Geld dafür bekommen hat? S.161

Trotzdem bin ich der Meinung, daß die erste Fassung eines Buches, auch eines langen, nicht länger als drei Monate dauern sollte, so lange wie eine Jahreszeit. S.169

Wenn ich nach dem Geheimnis meines Erfolgs gefragt werde […] nenne ich meistens zwei: Gesundheit (wenigstens bis zum Sommer 1999, als mich ein Lieferwagen am Straßenrand überfuhr) und eine intakte Ehe. Die Antwort ist gut, weil die Frage damit vom Tisch und sie durchaus etwas Wahres enthält. Die Kombination von gesunder Physis und einer stabilen Beziehung zu einer selbstsicheren Frau, die sich weder von mir noch von anderen etwas vormachen läßt, hat mein regelmäßiges Arbeiten überhaupt erst möglich gemacht. Auch der Umkehrschluß trifft zu: Das Schreiben und mein Vergnügen daran haben zur geringen Anfälligkeit von Körper und Ehe beigetragen. S.170

Die meisten können es [gemeint ist schreiben] am besten an einem ganz persönlichen Platz. Solange Sie noch keinen haben, wird es Ihnen sehr schwerfallen, den Entschluß, Schriftsteller zu werden, ernsthaft in die Tat umzusetzen. S.171

Unser Job hat nichts mit Quija-Brettern oder Geistern zu tun, sondern ist genauso eine Arbeit wie Rohre verlegen oder Lkw fahren. S.173

Natürlich kennt sich John Grihsam mit Anwälten aus. Auch Sie haben ein Spezialgebiet, das Sie einzigartig macht. Versuchen Sie es! Erzählen Sie, was Sie wissen! S.179

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