Echos aus Eden Jurassic Park

Filmkritik: Jurassic World 2 – Das gefallene Königreich

Jurassic World – Das gefallene Königreich ist nun seit einigen Wochen im Kino und die Macher dürften sich über die Einnahmen freuen. Die Werbemaschine hat sich anscheinend bezahlt gemacht. 

Ich für meinen Teil halte Jurassic World 2 jedoch für den schlechtesten Film des ganzen Jurassic Park Franchise! Selbst Jurassic Park 3, der bei den meisten Fans auf wenig Begeisterung stieß, gefiel mir besser als dieser Hybrid-Monster-Horror-Mist, von dem ich gehofft hatte, dass er besser als sein Vorgänger sein würde. Dabei hatte Jurassic World 2 enorm viel Potenzial und durchaus auch seine guten Seiten, die aber meines Erachtens nicht über die gigantischen Schwächen hinwegsehen lassen. 

R.I.P Brachiosaurus

Zugegeben: Als der Brachiosaurus am Kai der untergehenden Isla Nublar flehend zurückgelassen wurde, hätte ich fast losgeheult. Diese Szene war fast genauso emotional wie das erste Auftreten dieses Sauropoden in Jurassic Park, als Dr. Grant und Dr. Sattler vor Staunen die Kinnlade herunterfiel. 

Auch die Anfangsszene des Films, wo einige zwielichtige Gestalten des Nachts in den Ruinen des Parks auf Fossilienjagd sind, war spannend gestaltet, zumal man erwartete, endlich wieder einen Dilophosaurier zu sehen (was dann leider nicht geschah).

Viele Saurierfans dürften sich auch über neue Spezies wie den Carnotaurus oder Baryonyx gefreut haben, deren Auftreten ziemlich cool war. Auch die Meldung, dass Jeff Goldblum wieder als Ian Malcolm auftreten würde, sorgte für große Freude.

Warum also musste man diesen Film dermaßen vermurksen, so dass ich wenig Hoffnung für den bereits angekündigten 3. Teil hege?

Mehr Aktion – bessere Story ?

Die Antwort, so vermute ich, liegt daran, dass brachiale Aktion und Effekte mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, als einer guten Story und überzeugenden Charakteren. 

Im Grunde folgen die Jurassic World Filme dem Muster ihrer Vorgänger. Sowohl in Jurassic Park als auch in Jurassic World versagt der Dino-Themenpark. Ebenso wie in The Lost World geht es in Fallen Kingdom auch um das Thema der Ausbeutung der Natur und der Frage, ob Dinosaurier ein (erneutes) Existenzrecht besitzen oder nicht?

Im Gegensatz zu The Lost World ließ Jurassic World 2 jedoch einiges zu wünschen übrig. Hier ein Beispiel: In The Lost World begegnen wir Roland Tembo, einem Großwildjäger, der gerne einen Tyrannosaurus Rex schießen möchte. Pfui, sagt da der Kinobesucher. Dennoch war mir die Figur von Tembo gewissermaßen sympatisch. Roland Tembo empfand ich als einen ambitionierten Gentleman-Großwildjäger, der sein Handwerk verstand. Im Laufe des Films übernahm er Verantwortung für die Überlebenden und am Ende des Jagdausflugs war er ein anderer Mensch, der den Verlust seines Freundes beklagte und mit InGen nichts mehr zu tun haben wollte – obwohl er einen T-Rex gefangen hatte. 

In Jurassic World 2 gab es ebenfalls einen Großwildjäger auf der Seite der Bösen, nur war dieser vollkommen anders geartet. Eine rohe Zähne-sammelnde Dumpfbacke, die blöd genug ist, um zu einem (vermeintlich) betäubten Monster in den Käfig zu steigen, um ihm einen Zahn zu ziehen! 

Von Monstern und Helden

Kommen wir zum Indominus Rex / Indoraptor und Chris Pratt, die meiner Meinung nach die Hauptschuld dafür tragen, dass die Jurassic World Filme nicht an das Potenzial ihrer Vorgänger heranreichen. Der Reiz von Jurassic Park lag insbesondere darin, dass wir hier Dinosaurier als tatsächliche Tiere sahen, die sich auch wie solche verhielten. Als Alan Grant in Jurassic Park 3 verkündigte, dass die von InGen produzierten Tiere keine Dinosaurier, sondern Themenpark-Monster seien, lag er falsch. Und er selbst wusste es. Denn als er kurze Zeit später mit den Kirbys über Isla Sorna flog, kam er selbst aus dem Staunen nicht mehr raus. Im Gegensatz dazu waren der Indonimus Rex und der Indoraptor tatsächlich Themenpark Monster, die mit ihrem Auftreten und Verhalten das ganze ursprüngliche Flair der ersten Filme zerstörten. Während der Indonimus Rex noch eine Neuigkeit darstellte, war der Indoraptor vollkommen überflüssig. 

Was Chris Pratt und seine Figur des Owen Grady angeht, möchte ich nicht missverstanden werden: Pratt mag ein guter Schauspieler sein, aber mich störte, dass man mit ihm eine bekannte Klischeefigur ins Franchise einführte – die des Ex-Soldaten, der den Helden spielen darf, während er mit seiner Ex einen flachen Schlagabtausch hält. Meines Erachtens waren die Jurassic Park Filme u.a. deshalb so faszinierend, weil hier gewöhnliche Wissenschaftler ums Überleben kämpften und nicht irgendwelche quasi Superhelden, die sich selbst noch im halb-gelähmten Zustand vor kochend heißer Lava retten können und einen Vulkanausbruch ohne einen Kratzer überleben (James Bond lässt grüßen).

Zurück zu den Anfängen

Noch ein Wort zu den Rückgriffen auf die ersten Filme: Es ist verständlich, dass man, um der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen, sich auf die Ursprünge besinnt. Dann sollte man jedoch darauf achten, dass sie sich auch tatsächlich in die Geschichte einfügen. Die Freundschaft mit Lockwood und Hammond war ja schön und gut, aber die Behauptung, dass vor dem Park-Projekt ein reines Naturreservat ohne kommerzielle Nutzung geplant war, klingt zwar nett, passt jedoch nicht zur ursprünglichen Geschichte. Da erschien die Idee des Amphitheaters aus The Lost World schon weitaus plausibler.

Insgesamt fand ich Jurassic World Fallen Kingdom enttäuschend, wenn auch das Lockwood Anwesen ein interessantes Setting bot, es neue Dinosaurier zu sehen gab und Ian Malcolm mit dabei war. Im Grunde war das Ende genauso hervorsehbar wie der Rest des Films und sofern die Skriptschreiber nicht zur Besinnung kommen, hege ich wenig Hoffnung, dass es 2021 in Teil 3 zu einem vernünftigen Abschluss kommt. 

Nun, da ich genug gemeckert habe, möchte ich noch eine Alternative anbieten, wie man meiner Meinung nach Fallen Kingdom zu einem der besten Filme im Franchise hätte machen können. 

Denn wie bereits erwähnt besaß der Film enormes Potenzial. Die Idee vom Vulkanausbruch, der die Existenz der Dinosaurier bedrohte, war echt gut. 

Eine Alternative

Der Vulkan auf der Isla Nublar wird wieder aktiv und ein folgenschwerer Ausbruch bahnt sich an. Umweltschützer sind sich darüber im Klaren, dass man die Dinosaurier retten muss, etwa indem man sie auf die Isla Sorna schafft. Die Regierungen der USA und Costa Rica jedoch sehen keine Notwendigkeit dazu und verbieten jegliches Eingreifen (auch auf Anraten von Ian Malcolm). 

Die Umweltschützer, unter der Leitung von Claire und Owen, sammeln in einer Nacht und Nebelaktion von weltweiten Dino-Fans Geld ein, um eine Rettungsmission auf die Beine zu stellen, ohne das ein millionenschwerer Konzern dahintersteckt. Gemeinsam mit einigen hundert Freiwilligen, die aus der ganzen Welt auf eigene Faust nach Costa Rica reisen, schaffen sie es bis zur Isla Nublar, wo sie vor der Herausforderung stehen, junge Dinosaurier oder Eier einzufangen, um diese in Sicherheit zu bringen – und das mit relativ primitiven Mitteln. Die Mitglieder der Expedition sind sich darüber im Klaren, dass sie mitunter der Insel nicht wieder lebend verlassen werden, doch sie sind bereit ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Parallel dazu könnten private Großwildjäger sich ebenfalls auf die Isla Nublar schleichen, um sich ihre Trophäen zu sichern, wobei sich die beiden Gruppen in die Quere kommen.  

Währenddessen sorgen sich weltweit zahlreiche Eltern um ihre Sprösslinge, die gegen ihren Willen nach Costa Rica gereist sind und ersuchen bei den Behörden Hilfe, ihre Kinder wohlbehalten zurückzubekommen. Da die Rettungsaktion jedoch offiziell illegal ist, wird jede Hilfe verweigert. Einige Eltern schaffen es bis nach Costa Rica, wo man sie jedoch festhält, da die Regierung mittlerweile den Luftraum und den Seeweg zur Isla Nublar abgeriegelt hat. 

Trotz intensiver Berechnungen bricht der Vulkan früher als erwartet aus. Die Retter müssen sich beeilen, um es rechtzeitig zum Hafen zu schaffen, wo ein gechartetes Frachtschiff eines costa-ricanischen Gönners auf sie wartet. Die Zeit drängt und es gelingt, einige Arten auf das Schiff zu bringen. Als man schließlich nicht länger warten kann, müssen die Verantwortlichen schließlich die Entscheidung zum Abbruch treffen, obwohl das bedeutet, dass zahllose Helfer gemeinsam mit den übrigen Dinosauriern auf der Isla Nublar zurückgelassen werden müssen – und damit dem sicheren Tod geweiht sind.

Das Schiff schafft es gerade noch zur Isla Sorna, bevor es von der Küstenwache abgefangen wird. Es gelingt, die Dinosaurier auszuwildern. Der Film endet damit, dass die Behörden das Schiff beschlagnahmen und die Crew festnehmen, während es einigen Umweltschützern gelingt, sich auf die Isla Sorna zu flüchten, um der Festnahme zu entgehen. 

Kurz gesagt: Hätte man mehr an der Story und den Charakteren gefeilt, anstatt auf immer mehr Aktion und Gruselmomente zu setzen, hätte der Film deutlich besser sein können – zumindest meiner bescheidenen Meinung nach.

Was ist deine Meinung zu Jurassic World – Fallen Kingdom? 

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