Die Geburtsstunde der Dirázanti

Kannst du dich noch daran erinnern, was du vor sechs Jahren gemacht hast? Nun, vielleicht nicht mehr auf den Tag genau. Aber ich bin sicher, dass du dich heute noch an wichtige Ereignisse aus 2016 erinnern kannst, richtig?

Ich jedenfalls kann mich noch ziemlich gut an einen Tag erinnern (ich meine es war um Christi-Himmelfahrt). Denn es war der Moment, in dem mir der Name für mein Romanprojekt Die Hüter der Diráz eingefallen ist.

Die Geburtsstunde der Dirázanti

Ich war an besagtem Tag auf einer Konferenz für Prediger, die ich im Rahmen meiner damaligen Pastorentätigkeit besuchte. Die Konferenz war an sich nicht schlecht. Es gab kompetente Redner, einige meiner befreundeten Kollegen waren ebenfalls da und es gab Unmengen Kaffee. Dieser ansonsten so schöne Tag wurde nur durch eine bestimmte Wolke überschattet: Ich wollte etwas völlig anderes machen.

Zwar schätzte ich den Beruf des Pastors hoch ein und fand die Konferenz ziemlich wichtig – aber nicht mehr für mich. Ich war zu diesem Zeitpunkt ziemlich unglücklich als Pastor und wollte nur noch raus aus dem Amt. Jede Predigtvorbereitung war ein Krampf, denn ich wollte viel lieber Romane schreiben.

Also stahl ich mich an dem Tag davon und da ich im Konferenzgebäude keinen ruhigen Platz fand, setzte ich mich kurzerhand in mein Auto und nahm mir ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand. Wenigstens für ein paar Minuten wollte ich an meiner Fantasy-Welt basteln.

Wie nennt man in Jangala einen Dinosaurier?

Eine meiner Hauptschwierigkeiten war, dass ich zwar eine Menge Dinosaurier in der Geschichte haben wollte, ich aber unschlüssig war, ob ich die Bezeichnung „Dinosaurier“ beibehalten sollte. Schließlich ist dieser Begriff recht jung, den sich die Paläontologen im 19. Jahrhundert ausgedacht haben, als sie die ersten riesigen Knochen einer ausgestorbenen Tierart entdeckten. Man bezeichnete diese ausgestorbenen Tiere als Dinosaurier – „schreckliche Echse“. Doch wie würde man Dinosaurier in meiner Welt nennen?

Um meine Fantasie anzuregen, stellte ich mir die Szene vor, wie ein paar Menschen von einem großen und gefährlichen Dinosaurier überrascht werden. Wie würden sie wohl reagieren, wenn so ein Koloss plötzlich auf sie zugestürmt kommt? Was würden sie sagen (oder wahrscheinlicher: schreien)?

Es sollte irgendwie nach Dinosaurier klingen, weshalb mein Unterbewusstsein vielleicht die erste Silbe behalten wollte. Und es durfte nicht zu lang und schwierig auszusprechen sein. Plötzlich konnte ich es vor meinem inneren Ohr deutlich rufen hören: „Diráz! Diráz! Bringt euch in Sicherheit!“

Diráz, das gefiel mir.

Unwillkürlich musste ich an die Szene aus Der Herr der Ringe – Die zwei Türme denken, als Faramir plötzlich beim Auftauchen des Feindes warnend ruft: Nazgûl!!!!

Nun hatte ich also meine allgemeine Bezeichnung, Diráz. Daraus ließ sich einiges machen. Das Volk, zu dem Tiran gehört, und das Macht über die Dinosaurier hat, sollte auch sofort am Namen erkennbar sein. Ich musste nicht allzu lange überlegen und taufte Tiran und seine Volksgenossen auf den Namen Dirázanti.

Diráz, Dirázar, Tyrannorázar?

Etwas kniffliger wurde es dann, als ich über die einzelnen Dinosaurierarten nachdachte und wie ich den Oberbegriff am besten anwenden konnte. Irgendwie gefiel mir der Gedanke, die Dinosaurier in vier Gruppen einzuteilen, in Fleischfresser, Pflanzenfresser, fliegende Dinosaurier und solche, die im Meer leben. Wer sich ein wenig mit Dinosauriern auskennt, weiß, dass die heutige wissenschaftliche Klassifizierung anders aussieht. Aber hey, wir sind hier nicht bei National Geographic.

Für jede der vier Gruppen, die jeweils auf vier Stämme der Dirázanti zurückgehen, erfand ich eine eigene Endung. Die Fleischfresser sind die Dirázar, die Pflanzenfresser die Dirázan, die Flugsaurier, die Diráphim und die Meeresbewohner die Dirálathan (was hat mich wohl zu diesem Namen inspiriert …).

Nun hielt ich es in meinem Eifer für ziemlich cool, die einzelnen Saurier-Arten namentlich ihrer Gruppe anzupassen. Ein Tyrannosaurus wäre demnach ein Tyrannorázar, ein Triceratops ein Triceratopsan, usw. Hier merkte ich jedoch ziemlich schnell, dass ich es übertrieb und es zu unübersichtlich wurde. Schließlich sollten meine ausgedachten Bezeichnungen meine Welt exotischer und origineller erscheinen lassen, anstatt den Leser unnötig zu verwirren.

Also verwarf ich diese Idee und beschränkte mich auf die vier Hauptbezeichnungen, die sowohl als Namen für die Dinosauriergattung als auch für den Stamm der Dirázanti dienen. Da Tiran das Oberhaupt der Dirázar ist, ist er auch als Tiran Dirázar bekannt.


Das war ein kleiner Einblick in die Entstehung meines Romans. Weitere Einblicke erhältst du im Newsletter (und ich schicke dir als Dankeschön eine exklusive Kurzgeschichte!): Hier anmelden.

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